Häufig rufen bestimmte Medikamente Schäden an den Nieren hervor.
Warum reagieren die Nieren so empfindlich auf Arzneimittel im Vergleich zu anderen Organen des Körpers?
Die zwei wichtigsten Ursachen hierfür sind:
- Ausscheidung der Medikamente über die Niere: Die Niere ist ein Organ, welches wesentlich an der Ausscheidung von Medikamenten und deren Abbauprodukten beteiligt ist. Während der Arzneimittelausscheidung entstehen aus dem eigentlichen Medikament weitere Abbauprodukte bzw. neue Substanzen, die den Nieren Schäden zufügen können.
- Starke Durchblutung der Nieren: In jeder Minute fließen 20% des gesamten Blutvolumens durch die Nieren. Das entspricht etwa 1200 ml Blut pro Minute. Von allen Organen unseres Körpers bekommen die Nieren das meiste Blutvolumen bezogen auf ihr Organgewicht. Aufgrund der sehr hohen Durchblutungsrate der Nieren, werden hier in kürzester Zeit größere Mengen von gegebenenfalls nierentoxischen Medikamenten und ihren Abbauprodukten angespült, was letztendlich das Nierengewebe beschädigen kann.
Häufige nierentoxischen Medikamente
1. Schmerzmittel
Für Glieder-, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Fieber stehen verschiedenste freiverkäufliche Medikamente zur Auswahl, die ohne ärztliche Verschreibung eingenommen werden. Aber es sind vor allem diese Arzneimittel, die langfristig zu Nierenschäden führen.
Am Häufigsten werden Schäden an den Nieren durch Schmerzmittel verursacht.
Was sind “NSAR”? Welche Medikamente gehören zu dieser
Arzneimittelgruppe?
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) sind Medikamente, die häufig
zur Behandlung von Schmerzen, Fieber und zur Entzündungshemmung
eingesetzt werden. Zu dieser Arzneimittelgruppe gehören u.a.: Aspirin,
Diclofenac, Ibuprofen, Indomethacin, Ketoprofen, Nimesulid und
Naproxen.
Verursachen NSAR Schäden an den Nieren?
Im Grunde geht keine Gefahr von NSAR aus, sofern die Einnahme in
der angemessenen Dosis und unter Aufsicht eines Arztes erfolgt.
Dennoch darf nicht vergessen werden, dass die Gruppe der nicht-
steroidalen Antirheumatika auf der Liste der nierentoxischen
Medikamente auf Platz 2 rangiert.
Wann rufen NASR Schäden an den Nieren hervor?
Das Risiko für NASR induzierte Nierenschäden ist hoch, wenn:
- die Einnahme von NSAR in hohen Dosen über einen längeren
Zeitraum ohne Empfehlung des Arztes eingenommen werden.
- über einen längeren Zeitraum ein Präparat eingenommen wird,
welches in sich mehrere Medikamente kombiniert (z.B. APC
Tabletten beinhalten Aspirin, Paracetamol und Koffein).
- NSAR von Personen im fortgeschrittenen Alter bzw. von Patienten,
die an Diabetes oder Nierenversagen leiden, eingenommen werden.
Auch im dehydrierten Zustand sollte auf die Einnahme von NASR
verzichtet werden.
Welche Schmerzmittel können auch von Patienten mit einer
Nierenerkrankung eingenommen werden?
Paracetamol (Acetaminophen) stellt hier eine sichere Variante da.
Selbstmedikation mit Schmerzmitteln ist nicht zu empfehlen.
Viele Herzpatienten bekommen lebenslänglich Aspirin
verschrieben. Führt das zu einer Schädigung des Nierengewebes?
Da diesen Patienten in der Regel nur niedrige Dosen von Aspirin
verschrieben werden, gibt es hier keine Bedenken.
Sind Schäden an der Niere, die durch die Einnahme von NSAR
hervorgerufen wurden, reversibel?
Diese Frage kann sowohl mit “ja”, als auch mit “nein” beantwortet
werden.
Liegt eine akute Nierenschädigung infolge der Einnahme von NSAR
über einen kurzen Zeitraum vor, kann diese Frage mit “Ja” beantwortet
werden. In dem Fall wird die Behandlung mit NSAR abgebrochen und
eine andere Therapie begonnen.
Irreversible Schäden treten vor allem auf, wenn hohe Dosen NSAR
über einen langen Zeitraum (viele Jahre) kontinuierlich eingenommen
worden sind, wie es z.B. bei vielen älteren Patienten mit
Gelenkbeschwerden der Fall ist. Infolgedessen entwickeln sich langsam,
aber stetig, zunehmende Schäden an den Nieren. Ältere Patienten, die
jedoch hohe Dosen an NSAR benötigen und sie über viele Jahre hinweg
einnehmen müssen, sollten dies unter Empfehlung und Aufsicht eines
Arztes machen.
Wie können sich langsam entwickelnde Nierenschäden infolge
einer langjährigen NSAR Einnahme frühzeitig diagnostiziert
werden?
Der Nachweis von Eiweißen im Urin ist der erste und auch einzige
Hinweis auf eine mögliche Schädigung der Nieren aufgrund einer
langjährigen NSAR Einnahme. Nimmt die Nierenfunktion zunehmend
ab, steigt im Gegenzug der Kreatinin-Spiegel im Blut.
Insbesondere Patienten mit Diabetes oder Nierenversagen haben ein erhöhtes Risiko für
Arzneimittel induzierte Nierenschäden. Das Gleiche gilt für dehydrierte und ältere Personen.
Wie kann im Rahmen einer Schmerzmittelbehandlung eine Beschädigung des Nierengewebes vorgebeugt werden?
Einfache Maßnahmen hierfür sind:
- Bei Hochrisikopatienten sollte die Gabe von NSAR vermieden werden.
- Die willkürliche Einnahme von Schmerzmitteln, insbesondere von den Freiverkäuflichen, sollte vermieden werden.
- Wenn die Gabe von NSAR über einen längeren Zeitraum erforderlich ist, sollte dies strikt unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
- Die Dosis und Therapiedauer sollten begrenzt sein und so niedrig wie möglich gehalten werden.
- Die Kombination von verschiedenen Schmerzmitteln über einen längeren Zeitraum sollte vermieden werden.
- Täglich sollten ausreichend getrunken werden. Eine regelmäßige Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um die ordnungsgemäße Blutversorgung der Nieren zu erhalten und Schäden an den Nieren zu vermeiden.
2. Aminoglykoside
Aminoglykoside sind eine Gruppe von Antibiotika. Sie verursachen am Häufigsten Schäden an den Nieren. Diese treten in der Regel 7-10 Tage nach Therapiebeginn auf. Diese Problematik bleibt jedoch oft unerkannt, weil die Urinmenge unverändert bleibt.
Das Risiko, dass Aminoglykoside Nierenschäden hervorrufen, ist erhöht bei: Patienten im fortgeschrittenen Alter, Dehydratation, bestehenden Nierenerkrankungen, Kalium - oder Magnesiummangel, Gabe hoher Dosen über einen längeren Zeitraum, Kombination mit anderen Medikamenten, die Schäden an den Nieren hervorrufen können; Sepsis, Lebererkrankungen oder Herzinsuffizienz.
Bei Hochrisikopatienten muss die Aminoglykosidgabe mit Vorsicht erfolgen, wobei der Serumkreatinin-Spiegel regelmäßig kontrolliert werden sollte, um eine mögliche Schädigung der Nieren zu vermeiden.
Wie können Schäden an den Nieren durch Aminoglykoside
verhindert werden?
Maßnahmen, die dazu beitragen, sind:
- Vorsichtiger Einsatz von Aminoglykosiden bei Hochrisiko-Personen,
wobei versucht werden sollte, Risikofaktoren zu minimieren bzw. zu
beheben.
- Die benötigte Dosis an Aminoglykosiden sollte einmal täglich im
Ganzen eingenommen werden, anstelle sie über den Tag verteilt
einzunehmen.
- Die Dosis und Therapiedauer mit Aminoglykosiden sollte optimal an
den Patienten angepasst sein.
- Bei bereits bestehenden Nierenproblematiken muss die Dosis des
Medikaments angepasst werden.
- Im Zwei-Tage Rhythmus sollte der Serum-Kreatinin-Wert bestimmt
werden, umso mögliche Nierenschäden frühzeitig erkennen zu
können.
3. Kontrastmittel
Kontrastmittel induzieren oft Nierenschäden. Sie stellen eine häufige
Ursache für akutes Nierenversagen von hospitalisierten Patienten dar,
wobei diese Schädigung in der Regel reversibel ist.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kontrastmittelgabe zu einer Schädigung
der Nieren führt, ist erhöht, wenn Patienten gleichzeitig von Diabetes,
Herzinsuffizienz oder bereits bestehenden Nierenproblemen betroffen
sind. Weiterhin ist das Risiko erhöht, wenn der Patient sich in einem
dehydrierten Zustand befindet oder zeitgleich weitere nierentoxische
Medikamente einnimmt.
Es ist ein Irrglaube, dass alle pflanzlichen Arzneimittel
unbedenklich für die Nieren sind.
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die den Patienten vor Kontrastmittel
induzierten Nierenschäden schützen. Hierbei ist vor allem wichtig, dass
so wenig wie möglich an Kontrastmittel verabreicht wird. Außerdem
sollten nur nichtionische Kontrastmittel verwendet werden und über
die Gabe von Infusionen muss eine ausreichende Hydrierung des
Patienten gewährleistet werden.
4. Weitere Arzneimittel
Andere Medikamente, die die Nieren schädigen können, sind andere
spezifische Antibiotikaklassen bzw. Medikamente, die im Rahmen der
Tumor- und Tuberkulosebehandlung Anwendung finden.
5. Alternative Medizin
- Der Volksglaube, dass alle pflanzlichen Arzneimittel (Ayurvedische
Medikamente, chinesische Kräuter etc.) sowie
Nahrungsergänzungsmittel unbedenklich sind, ist falsch.
- Bestimmte Arzneimittel dieser Art enthalten Schwermetalle und giftige
Substanzen, die wiederum Schäden an den Nieren hervorrufen
können.
- Insbesondere Patienten, die von einem Nierenversagen betroffen
sind, sollten mit solchen Medikamenten vorsichtig umgehen, da ihre
Einnahme für sie gefährlich werden kann.
- Medikamente, die einen sehr hohen Kaliumgehalt aufweisen, können
für Patienten mit einem Nierenversagen tödlich sein.